(Artikel in der Waiblinger Kreiszeitung vom 12.04.2023: Von unserer Mitarbeiterin Annabelle Krause)
Vincenzo Tursi verschreibt sich mit der ungewöhnlichen vertraglichen Arbeitsbefristung dem Waiblinger Fußballverein Waiblingen.
Nach knapp zwei Jahren als ehrenamtlicher Zeugwart in dem Fußballverein FSV Waiblingen ist sich Vincenzo Tursi sicher: „Hier möchte ich für immer bleiben.“ Die Idee zu dem ungewöhnlichen Arbeitsvertragszusatz „Lebenslang“ kam, während er mit Sandro Palmeri, stellvertretender Abteilungsleiter sowie Sportdirektor der Aktiven und Jugendabteilungsleiter des Vereins, über ihre Zukunft sprach. Sandro Palmeri erzählte, dass er für sich eine langfristige Zukunft in dem Verein sieht. Dem konnte Vincenzo Tursi nur zustimmen. In erster Linie soll die Ergänzung das Vertrauen und die Wertschätzung der Vereinsmitglieder gegenüber Vincenzo Tursi verdeutlichen. Konkrete Auswirkungen hat der Zusatz allerdings nicht, da es sich um eine ehrenamtliche Tätigkeit handelt. Der 43-Jährige fühlt sich „geehrt“, der Einzige mit der Zusatzklausel zu sein, und ist dankbar für das Vertrauen des Vereins. Sandro Palmeri sagt: „Es steht ihm frei, aufzuhören, wann immer er möchte. Auch wenn wir hoffen, dass es nicht dazu kommt.“ Der Verein ist wie ein zweites Zuhause und die Mannschaft wie eine Familie für ihn Vincenzo Tursi ist vereinsübergreifend aktiv: Hauptberuflich arbeitet er beim benachbarten VfL Waiblingen als Hausmeister. Wenn er nicht dort ist, dann ist er ein paar Hundert Meter weiter auf dem Sportplatz des FSV und übernimmt dort seine ehrenamtliche Rolle als Zeugwart: Er wäscht und sortiert die Trikots, er sorgt dafür, dass die Umkleidekabinen sauber bleiben, und versorgt die erste Mannschaft mit Wasser und Snacks, auch während der Heim- und Auswärtsspiele. Die Anerkennung der Mitglieder habe er sich nicht nur durch seine „zuverlässige und saubere Arbeit“ verdient, sondern hauptsächlich dank seiner „herzensguten Art“, wie Sandro Palmeri berichtet. Als „Mann für alles“ habe er sich einfach unentbehrlich gemacht, „sein Einsatz ist unbezahlbar“. Vincenzo Tursi selbst sagt: „Der Sportplatz ist wie mein zweites Zuhause und die Mitglieder sind wie eine Familie für mich.“ Hier, sagt er mit breitem Lächeln, habe er alle seine Freunde, hier halte er sich jede freie Minute auf. Dabei schließe er alle ein: von zwei treuen Helfern über die Trainer bis zu den Spielern. Besonders Sportdirektor Sandro Palmeri sei aber einer der Gründe gewesen, weshalb die Zusatzklausel überhaupt für ihn infrage kam. Er erzählt, wie sie sich auf Anhieb verstanden – auch auf Italienisch, seiner Muttersprache. Wenn ihm einmal die Worte fehlen, springt Sandro Palmeri gerne für ihn ein und vervollständigt seine Sätze mit einem Lächeln. „Wir sind wie Brüder füreinander“, so Sandro Palmeri. Auch zu den Spielern habe er ein enges Verhältnis. Beispielsweise hat er für jeden Spieler der „Aktiven 1“ einen Spitznamen, der zu seinem Spielverhalten passt. Sportdirektor Palmeri ist überzeugt, dass der Zeugwart immer der erste Ansprechpartner der Spieler sei, egal, um welches Thema es gehe. Für Vincenzo Tursi sei das selbstverständlich. Er möchte eine Konstante für die Spieler sein, „jemand, auf den sie sich verlassen und auch mal um Rat fragen können“. „Mir geht es um den Respekt und das Miteinander, nicht um Geld“ Bei den Sportvereinen in der Umgebung sei Vincenzo Tursi ebenso beliebt wie bei dem FSV Waiblingen. Er habe schon das ein oder andere Angebot für eine Festanstellung bekommen, habe jedoch keines angenommen: „Mir geht es um den Respekt und das Miteinander, nicht um Geld.“ Die Wertschätzung innerhalb der Vereinsmitglieder ist ebenso ein Grund, weshalb er sein Leben lang bei dem Verein bleiben möchte. Vincenzo Tursi spielte schon als Kind in einem Fußballverein in seiner italienischen Heimat. Laut Sandro Palmeri könne man den Zeugwart oft nicht von den Spielern unterscheiden, da er mindestens genauso viel an der Linie entlang laufe wie die Spieler auf dem Feld. Das liege an zwei Dingen: Tursis Fußballervergangenheit und seiner Leidenschaft für den Sport und „seine Mannschaft“. Er habe am Saisonende geweint, als die Mannschaft das letzte Spiel verlor, woraufhin Sandro Palmeri ihm versprach: „Nächstes Jahr werden das Freudentränen sein, gemeinsam steigen wir auf.“



